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Geschichten Die Woerner-Oeler-Fabrik in der NS-Zeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Eugen Woerner, der 1937 in die NSDAP eintreten musste, das Entnazifizierungsverfahren durchlaufen. Wie die meisten ehemaligen NSDAP-Mitglieder wurde Eugen Woerner 1947 als „Mitläufer“ eingestuft. Zugleich bezeichnete ihn die Spruchkammer als „verantwortungsvolle und in seinem Beruf aufgehende Persönlichkeit“.

Eugen Woerner war kein Anhänger der Nationalsozialisten, und wozu sie fähig waren, das wusste er wohl. Der Firmenvertreter in Berlin war, wir wissen nicht aus welchen Gründen, verhaftet worden und, wie Eugen Woerner später in einer Stellungnahme schrieb, „in Untersuchungshaft an ,Herzschlag‛“ gestorben. Ein unangenehmer Besuch der Gestapo folgte. Ein Zusammenhang des Vorfalls mit seinem Betrieb konnte nicht festgestellt werden, doch als Spezialhersteller für die Reichsbahn wurde Eugen Woerner der Eintritt in die Partei nahegelegt. Einen kommissarischen Leiter über sich wollte Eugen Woerner nicht dulden, sondern sein Unternehmen möglichst nach eigenem Ermessen führen. Ab dem Frühjahr 1937 entrichtete Eugen Woerner daher monatlich 8 Reichsmark für die Mitgliedschaft in der NSDAP.

Mit Kriegsbeginn regelte das NS-Regime genau, wer was produzierte. Von 1942 bis Anfang 1945 waren neben 48 Betriebsangehörigen etwa 20 Zwangsarbeiter in der Woerner-Oeler-Fabrik tätig, um Membran-Ölsperren für die Lokomotiven der Reichsbahn herzustellen. Sie kamen aus Jugoslawien, Polen, der Ukraine, Frankreich und Belgien. Der Betriebsobmann organisierte die von der Deutschen Arbeitsfront geforderten Betriebsappelle.

Es gibt wenige Quellen zu den Lebensumständen der Zwangsarbeiter bei der Woerner-Oeler-Fabrik. Zeitzeugen, wie etwa ein jugoslawisches Ehepaar, berichten über Bemühungen der Familie Woerner, alle Mitarbeiter gleichzubehandeln und ihnen in Notsituationen, z. B. bei Krankheit, zu helfen. Wenn der Blick über die Familie Woerner hinaus erweitert wird, gibt es aber auch Aussagen über willkürliche Behandlung durch den Werkmeister der Firma. Er habe den Zwangsarbeitern die „schmutzigen“ Arbeiten zugeteilt und ihnen Gewalt angedroht. Noch während des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1943 entließ Eugen Woerner den Werkmeister.

Quellen und Literatur

Firmenarchiv EUGEN WOERNER: Einspruch von Eugen Woerner beim Hauptprüfungsausschuss der Spruchkammer Stuttgart, 1946 | Stellungnahme von Eugen Woerner im Rahmen des Spruchkammer-Verfahrens, 1947 | Klageschrift der Spruchkammer Stuttgart, 1947 | ‚Spruch‘ der Spruchkammer Stuttgart, 1947.

König, Peter: Kriegsgefangene und FremdarbeiterInnen in Stuttgart, in: Hiller, Marlene P. (Hg.): Stuttgart im Zweiten Weltkrieg, 2. Aufl., Gerlingen 1990, S. 353-368.