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Geschichten Schwieriger Arbeitsbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Als am 21. April 1945 die französische Armee Stuttgart besetzte, folgten schwere Tage für die Bewohner: Vergewaltigungen, Verhaftungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen. Aus der Woerner-Oeler-Fabrik wurden Werkzeuge und kleinere Maschinen entwendet. Betriebe wurden geschlossen, Mitarbeiter nach Hause geschickt.

Als nach ein paar Tagen etwas Ruhe einkehrte, beantragte Eugen Woerner die Wiedereröffnung des Betriebs; dies wurde ihm am 8. Mai 1945 gewährt. Im Juni wurde das Zweigwerk in Linsenhofen aufgelöst, Maschinen, Roh- und Fertigteile zurück nach Feuerbach transportiert. Doch noch konnte nicht weitergearbeitet werden. Es fehlte an Holz, um die zwei Industrieöfen anzuheizen. Eine Eingabe ans „Amt Holz–Kohle“ brachte die Erlaubnis, an zwei zugewiesenen Stellen Baumstümpfe auszugraben. Die gesamte Belegschaft beteiligte sich an der zweiwöchigen Aktion. Es war eine kräftezehrende Arbeit – umso mehr, als Nahrungsmittel nur über Lebensmittelkarten erhältlich und streng kontingentiert waren.

Am 8. Juli 1945 erreichten amerikanische Truppen Stuttgart und übernahmen die Besatzungszone von den Franzosen. Nun erhielt Eugen Woerner am 25. August erneut, dieses Mal von den Amerikanern ausgestellt, die Genehmigung zur Weiterführung seines Betriebs. Im Oktober 1945 musste Eugen Woerner seine Funktion als Betriebsinhaber aufgrund der Maßnahmen zur „Säuberung der Wirtschaft“ niederlegen, da er 1937 der NSDAP beigetreten war. Daraufhin erteilte er seiner Ehefrau Marie Woerner Prokura. Nach Abschluss des Entnazifizierungsverfahrens 1947 durfte Eugen Woerner in die Firma zurückkehren. Aufträge waren vorhanden, doch ein Mangel an Arbeitskräften und verzögerte Lieferungen von Rohmaterial erschwerten die Produktion.

Quellen und Literatur

Bayer, Michael: Stuttgart unter französischer Besatzung, in: Hiller, Marlene P. (Hg.): Stuttgart im Zweiten Weltkrieg, 2. Aufl., Gerlingen 1990, S. 535-539.

Faltin, Thomas: Ende des Zweiten Weltkriegs in Stuttgart. Drei furchtbare Tage im April, in: Stuttgarter Zeitung (18.04.2015), www.stuttgarter-zeitung.de (letzter Abruf: 08.03.2022).

Firmenarchiv EUGEN WOERNER: Antrag von Eugen Woerner auf Wiederaufnahme seiner früheren Geschäftstätigkeit beim Entnazifizierungs-Komitee im Stadtkreis Stuttgart, 1945 | Protokolle von Betriebsbesprechungen, 1947 | Aufzeichnungen von Alfred Dürr zur Firmengeschichte, 1972 | Rede von Sigrid Kärcher zu ihrem 50-jährigen Betriebsjubiläum, 1994.