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Geschichten Der „letzte Stuttgarter Lehrling“

Franz Stoess fing am 1. Mai 1954 als Lehrling in der Woerner-Oeler-Fabrik an. Noch heute erinnert er sich daran, wie Eugen Woerner ihn zu Versuchen an einer Fettschmierpumpe hinzurief und ihm dabei unter anderem den Umgang mit dem Rechenschieber beibrachte. „Das war aber kein Zwang, er hat mir das schön erklärt, was er will, was ich machen soll.“

1946 war der siebenjährige Franz Stoess mit seiner Mutter und dem Bruder als Heimatvertriebener im Allgäu angekommen. Als die Mutter eine Arbeitsstelle in Stuttgart fand, zog die Familie Ende 1953 dorthin. In Stuttgart besuchte Franz Stoess die neu eingeführte 9. Klasse einer Versuchsschule, gleichzeitig suchte er nach einer Lehrstelle. Wöchentlich ging er, wie die anderen seines Alters, zum Arbeitsamt. Eine Lehre als Bäcker oder Konditor wollte er nicht. Und er hatte Glück: Die Woerner-Oeler-Fabrik suchte Lehrlinge.

Mit zwei weiteren Lehrlingen begann er seine Ausbildung in Schleiferei und Montage. Üblich war damals die 48-Stunden-Woche. In der Woerner-Oeler-Fabrik hieß das für die Lehrlinge, dass – mit Frühstücks- und Vesperpause – von Montag bis Freitag von 7 Uhr bis 17 Uhr und am Samstag bis 12 Uhr gearbeitet wurde. Vesper zu holen oder das Feuer im Ofen in Gang zu halten, gehörten ebenso zum Lehrlingsalltag wie die Instruktionen vom Meister Glaunsinger. An die „Lohntütle“, die er bekam, erinnert sich Franz Stoess ebenfalls noch. „9 Mark waren anfangs darin – ein Taschengeld.“

Als die Firma 1959 nach Wertheim umzog, gehörte Franz Stoess zu den 13 Mitarbeitern, die der Firma folgten. Dort wechselte er Ende der 1960er-Jahre in die Arbeitsvorbereitung. Nach 49 Jahren Betriebszugehörigkeit ging er 2003 in Rente – als „letzter Stuttgarter Lehrling“.